Macht uns Streaming kaputt?

Dieser Blog-Beitrag enthält unzählige Links und Informationen für Musiker/innen, die ihre Arbeit verkaufen wollen, und für Nutzer/innen, die wissen wollen, wie das Geld ihres Abos bei Spotify verteilt wird. Es geht um Gerechtigkeit, neue Verteilungssysteme, Geistermusik und warum sich viele Musiker/innen selbst kopieren und alles irgendwie gleich klingt.

Es geht um Transparenz und nicht darum, Streaming „schlecht“ zu machen. Aber es muss gerechter werden und es sollte auch für Musiker/innen relevant sein, die ohne große Labels eine Fan-Base aufbauen wollen.

In Deutschland erhalten Musiker bei Spotify pro 1 Million Streams 3.398 Euro, wie igroovemusic ermittelt hat. Das entspricht 0,0033 Euro für einen Stream, 34 Cent für 100 Streams, und 3,39 Euro für 1.000 Streams.

Stand: 03.05.2023

Ein Stream zählt nach 30 Sekunden als „gestreamt“

Quelle: https://artists.spotify.com/de/help/article/how-we-count-streams

Fakten und Zahlen zum Streaming bei Spotify:

1. Musikquelle: Nur 10% der Musik wird noch über CD, Vinyl oder Kassette gehört, während 53% gestreamt wird. Die restlichen 37% verteilen sich auf Radio, Livemusik, Social Media, etc.

2. Beliebtester Streamingdienst: Spotify ist der beliebteste Streamingdienst.

3. Einkommensverteilung: Es verdienen weniger als 1% der über 8 Millionen Künstler bei Spotify 90% des Geldes.

4. Einnahmen pro Stream: Ein Stream bei Spotify bringt den Künstlern ungefähr 0,3 Cent ein.

5. Einkommen der Künstler: Die Einnahmen aus Streaming reichen für die meisten Künstler nicht aus, um davon leben zu können. Ein Beispiel aus dem Text zeigt, dass eine Band mit 15-20 Millionen Streams im Jahr nur etwa 200-300 Euro pro Monat verdient.

Quelle: Wie Spotify Geld verdient: Der geheime Deal mit den Labels (1/3) | Musikbranche | Streaming | BR

Wie kann ich als Nutzer Künstler/innen unterstützen?
Am besten natürlich, indem Du eine CD bei der Künstlerin direkt bestellst und ein Shirt bei ihr kaufst, sollte sie eine Shop-Seite haben. Mit Spotify kannst Du „kleine“ Künstler/innen kaum unterstützen, dieser Anbieter zahlt Musiker/innen sehr wenig aus (0,0033 Euro/Stream). Die Erfahrung zeigt, dass nur die sehr erfolgreichen Künstler/innen Geld verdienen können.
Das Verhältnis ist sehr unausgeglichen, kleine Musiker/innen verdienen fast nichts, die großen Top-Streamer sehr viel.

Als Nutzer/in von Streamingdiensten kannst Du Dir DIESE SEITE vom ZDF anschauen.
Das ist die beste Veranschaulichung des aktuellen PRO-RATA Systems, die ich bis jetzt finden konnte. Dieses Verteilungssystem, welches zur Zeit von Spotify genutzt wird, ist nicht für alle gerecht.

Wenn Du jetzt noch Energie hast oder als Musiker/in weiter einsteigen willst, dann geht es unten weiter mit vielen Informationen und Verweisen, die Dir helfen können, die Streaming-Welt besser zu verstehen.

Grafik von Statista

“Vor 20 Jahren verdiente die weltweite Musikindustrie mit physischen Tonträgern ihr Geld – Spotify und Co. waren noch nicht in Sicht. Mittlerweile macht die Branche mit Streaming rund vier Mal so viel Umsatz wie mit CDs, Schallplatten, DVDs, Blu-rays oder Kassetten. Die Streaming-Plattformen sind daher maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Branche wieder wächst. Das zeigt die Statista-Grafik auf Basis von Daten der International Federation of the Phonographic Industry (IFPI).”


Laut einer Statista-Prognose zum Umsatz mit digitaler Musik wird der weltweite Umsatz mit Musikstreaming stetig steigen und 2025 ein Volumen von rund 28 Milliarden Euro erreichen. Die umsatzstärksten Länder sind hierbei die USA, Großbritannien, China, Japan sowie Deutschland. Bei den Nutzerzahlen von Musikstreaming zeigt sich ein vergleichbares Bild: Bis zum Jahr 2025 wird für den Bereich Musikstreaming ein Wachstum auf mehr als eine Milliarde Nutzer prognostiziert.

Quelle: https://de.statista.com/infografik/9130/weltweiter-umsatz-der-musikindustrie/




Wo ist das Problem und warum sind Musiker/innen verzweifelt?

Ich bin Markus Vollmer, Musiker, Songwriter, Komponist, Content Creator. Ich verdiene mein Geld als Gitarrist bei der Fernsehshow „Sing meinen Song“ als Teil der Band, ich bin Tour-Gitarrist in der Band von „Gregor Meyle“, ich bringe Alben auf den Markt mit meiner eigenen Musik und produziere für andere Künstler. Außerdem bin ich als Studio-Musiker aktiv und „liefere“ Gitarren Tracks für Musik-Produktionen. Ich bin breit aufgestellt und bewege mich in der Welt zwischen Dienstleister, Berufsmusiker, Songwriter, Künstler, Content-Creator und Musik-Produzent.

Ich kann vom Musik-Machen leben, weil ich flexibel bin, wenn ich NUR von meiner eigenen Musik leben will, wird es sehr knapp mit meinen Einkünften. Das hat viele Gründe, aber ein Grund ist natürlich, dass ich meine Musik nicht mehr verkaufen kann, so, dass auch genug Einnahmen bei mir ankommen. Wenn ich auf Tour bin, kaufen die Menschen im Publikum am Ende der Show meine CD. Das passiert nicht mehr, weil der größte Teil der Menschen keine AUDIO-CD mehr kauft, denn, die Musik kann jeder im Internet streamen und die CD-Player wird es bald auch nicht mehr geben. Die Vinyl-Version macht nur bei größeren Stückzahlen Sinn, da der Herstellungspreis zu hoch ist und so weiter, kurz gesagt, ich bin auf die Streaming-Anbieter wie Spotify und Apple angewiesen.

Dort spielt sich nun ALLES ab, vom Podcast über Yoga-Musik bis zum Hörspiel und den Musikern mit ihren Alben. Eine schöne Welt für den Nutzer, denn man kann sich eine Playlist suchen und einfach den ganzen Tag Musik laufen lassen. 10 Euro im Monat und alles ist abgedeckt.

Warum haben die Musiker/innen, die Songs schreiben, Konzerte geben und auf Tour sind, inzwischen solche Probleme. Ich sehe, dass einer nach dem anderen plötzlich aufhören muss, wo doch zumindest früher ein Leben vom eigenen Business möglich war. Den wirklich großen Erfolg haben vielleicht 1%, aber wir brauchen eine kulturelle Landschaft, die wesentlich vielfältiger ist, mit vielen kleinen innovativen Künstler/innen, die NICHT auf die vor-definierten Algorithmen aufspringen und alles in eine „Form“ pressen, damit sie bestehen können.

Wir brauchen mutige, neue Musik, sonst versinken wir im Einheitsbrei!

Und das geht nur, wenn Musik, die von Menschen gemacht wird, einen Wert hat. Ich glaube nicht an Musik, die einem künstlichen Algorithmus gerecht werden muss, und schon gar nicht an Werke, die von der Künstlichen-Intelligenz komponiert werden, denn das wird als Nächstes den Markt überschwemmen. Dann wird ein Programm berechnen, was ich machen muss, dass meine Musik die beste Klick-Rate bekommt. Studien können bestimmt belegen, was da am besten funktioniert. Die Zahlen machen den Erfolg! Wer Zugang zu Informationen hat, führt den Markt an. Da muss man dann „mitgehen“.

Der Deal

Nachdem NAPSTER 1999 den Großangriff gestartet hatte, die Musikindustrie zu erobern, gab es viel Bewegung in der Online-Welt. Viele Labels haben das unterschätzt und erst mal so weiter gemacht, wie sie es gewohnt waren. Das wurde ihnen dann zum Verhängnis. Die Flut der Raubkopien trieb die Einnahmen ins Rekordtief. Der Film „THE PLAYLIST“ zeichnet eindrucksvoll das Bild, welches in dieser Zeit die Musikwelt in einen Wandel trieb.
Danach gab es ein Treffen von Spotify und den großen Labels, bei dem ein (geheimer) Deal ausgehandelt wurde. Dort legte man fest, dass eine Musik Flatrate 9,99 Euro im Monat kosten soll. Dieser Deal ist, so wie er noch heute als Verteilungs-System gilt, ist nun veraltet und muss überarbeitet werden, um ihn gerechter zu machen.
Es wäre natürlich auch interessant, zu wissen, was genau ausgehandelt wurde, doch die Einzelheiten, konkreten Zahlen und Mechanismen sind unter Verschluss.

Es wird also nach Marktanteilen abgerechnet. Wenn beispielsweise Drake innerhalb eines bestimmten Zeitraumes 5% der Streams über einen Dienst auf sich vereinigen kann, erhält er auch 5% der Einnahmen nach Maßgabe der genannten Verteilungsschlüssel. Mit inbegriffen sind die weiteren Rechteinhaber seiner Songs wie Label, Produzent, Songwriter etc. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle wer genau für diese Streams verantwortlich ist. Selbst wenn jemand ausschließlich tibetanischen Mönchsgesang hört, landen ihre oder seine Groschen nach Abzug des Anteils der Streamingdienste in diesem Falle zu 5% in der Tasche von Drake. Die Folge liegt auf der Hand. Nur ein Bruchteil der Musikerinnen und Musiker mit ihren Partnern profitiert finanziell vom Streaming, und das überproportional stark. The winner takes it all. Der Rest muss sich mit den Krümeln begnügen, die vom Tisch fallen, an dem es sich diejenigen mit besonders großen Marktanteilen schmecken lassen.

Quelle: https://www.rollingstone.de/spotify-und-co-wie-verdienen-musiker-durch-streaming-2237651/

Was habe ich mit diesen Labels zu tun?
Erst mal nicht viel, denn ich bin nicht unter Vertrag bei diesen großen Firmen. Macht nix, ich habe doch trotzdem das Recht meine Musik zu verkaufen! Das geht aber nicht mehr ohne diese Wege, oder? Bin ich also abhängig von diesen Strukturen? Ich kann ja woanders hingehen. Stimmt, das machen auch ganz viele. Aber der Großteil bleibt und hat KEINE AHNUNG, wie die Einnahmen verteilt werden. Das soll jedoch endlich transparenter werden.

Bruchstelle: Gerechtigkeit bei Spotify? Eine kritische Betrachtung

Zuerst die guten Nachrichten: 2020 war für die Musikindustrie ein Wachstumsjahr, zumindest im Streaming-Bereich. Während die Pandemie das komplette Live-Geschäft weitgehend verunmöglichte und allen tourenden Musiker*innen mit einem Handgriff eine maßgebliche Stütze unter den Füßen wegriss, verzeichnete die Branche einen Gesamtumsatz von, bitte festhalten, satten 10,1 Milliarden US-Dollar - und das allein auf dem US-amerikanischen Markt. Schön wäre das, wenn dieses Geld auch bei darbenden Indie-Künstler*innen ankäme und nicht nur in die Kassen der Major-Labels und einiger wenigen Superstars flösse. Dem aber ist nicht so. Die Gewinner*innen sind wie sonst auch die ganz großen Fische, die sich weiter fett fressen können.


Quelle: https://www.dj-lab.de/bruchstelle-gerechtigkeit-bei-spotify-eine-kritische-betrachtung/



Alternatives Streaming Modell

Wir brauchen vielleicht ein neues Streaming Verteilungs-Modell, bei dem meine Fans auch mich als Künstler unterstützen, wenn sie überwiegend meine Musik hören. Bisher ist es nämlich so geregelt (bei Spotify), dass Ed Sheeran Geld verdient, auch wenn meine Fans (die überwiegend meine Musik hören) Ed Sheeran gar nicht mögen oder streamen. Ich habe nichts gegen Ed, ich mag ihn sogar, aber warum verdient er an meinen Fans? Warum bekomme ich nicht das Geld, welches meine Fans für meine Songs zahlen wollen, wenn sie meine Musik hören?

Wir als „kleine Künstler/innen“ subventionieren sozusagen die großen schon erfolgreichen Großverdiener/innen mit unseren Streams, aber, sollte es nicht, wenn überhaupt, umgekehrt sein, damit auch wieder innovative neue Musik nachkommt? Wer erfolgreich ist, soll auch bitte Geld verdienen, aber dann sollte das nicht auf Kosten der (noch) weniger erfolgreichen Künstler/innen geschehen.

Immer mehr Musiker/innen sehen keinen Sinn mehr darin, ihre Musik zu verkaufen, weil die Kosten schon die Einkünfte übersteigen. Wenn man nicht gerade 5-10 Songs in der Woche in die große Streaming-Maschine hochlädt, wird man langsam untergehen, es sei denn, man kann die Ausgaben mit live Konzerten „deckeln“. Die CD am Verkaufsstand beim Konzert kauft aber niemand mehr! Hat das Konzept „ALBUM“ keinen Wert mehr?


LÖSUNGSANSÄTZE VOM PRO MUSIK VERBAND

Das “Pro-Rata"-Modell im Vergleich zum „User-Centric Payment Systems“ (UCPS)

Das Streaming Verteilungs-System ist extrem komplex, der PRO MUSIK VERBAND hat dazu eine Studie herausgebracht, die Dir helfen wird, Dich als Urheber einzustufen und zu analysieren welches Streaming Model für Dich Sinn machen könnte.

In dieser Datenanalyse werden die möglichen Auswirkungen eines User-Centric Payment Systems (UCPS) untersucht. Es wird veranschaulicht, wie das UCPS die Einnahmen aus dem Musikstreaming im Vergleich zum derzeitigen "Pro-Rata"-Modell umverteilen könnte. Das Ausmaß der Auswirkungen wird sowohl auf der Marktebene als auch für individuelle Künstler*Innen aufgezeigt. Während sich diese erste Ausgabe auf das UCPS-Modell konzentriert, sollen künftige Ausgaben auch andere potenzielle alternative Abrechnungsmodelle behandeln.

Auswirkungen von „User-Centric Payment“ auf das Einkommen aus dem Musikstreaming

Quelle: PRO MUSK VERBAND

Prinzipiell ließen sich die Einnahmen aus dem Musikstreaming nach unterschiedlichen Modellen verteilen. Anstatt des heutigen Pro-Rata Modells bspw. auf Basis der tatsächlichen Hördauer, der Nutzungssituation (aktiv oder passiv) oder einer user-basierten Verteilung.

Unsere Datenanalyse zeigt die Auswirkungen eines User-Centric Payment Systems auf. Diese wären insgesamt gesehen, vor allem aber auch für individuelle Künstler und Songwriter signifikant.

Jetzt wird es nerdy!

So sieht die Formel aus, die den Vergleich dieser beiden Streaming Modelle berechnet.

Ryan Rauscher über die Auswirkungen eines User-Centric Payment Modells für Streaming-Einnahmen

"Ein neues Modell würde alte Strukturen radikal verändern"

"Pro-Rata ist ein sehr eindimensionales System" (bisheriges System)

In seiner Keynote auf dem Future Music Camp 2023 in Mannheim stellt Ryan Rauscher (BMG) eine Datenanalyse über die Auswirkungen der Einführung eines nutzerzentrierten Vergütungsmodells für Streaming-Einnahmen vor. Die Datenanalyse zeigt, dass die Umstellung auf ein nutzerzentriertes Modell zu einer erheblichen Umverteilung der Streaming-Einnahmen führen könnte, wobei einige Künstler möglicherweise 40 % mehr verdienen oder ihre Einnahmen sogar verdoppeln könnten.

"User-Centric bedeutet eine individuelle Verteilung der Gebühren"

Faktoren wie Nutzerreichweite, Nutzerbindung und Nutzerausgaben spielen eine entscheidende Rolle bei der Bestimmung der Auswirkungen auf einzelne Künstler. Die Datenanalyse hebt auch die potenziellen Auswirkungen auf Streaming-Dienste hervor, die ihre Ziele an nutzerzentrierten Modellen ausrichten. Die Übernahme solcher Modelle durch Labels und Streaming-Plattformen bleibt jedoch umstritten und erfordert mehr Transparenz und eine offene Diskussion innerhalb der Musikindustrie.

Quelle: https://www.backstagepro.de/thema/ryan-rauscher-ueber-die-auswirkungen-eines-user-centric-payment-modells-fuer-streaming-einnahmen-2023-05-19-4QdWqyqw7m

Wer ist Ryan Rauscher?

Ryan entwickelte vor fast zehn Jahren das erste Studienprogramm für Digitale Musikwirtschaft in Deutschland und gründete das Future Music Camp in Mannheim. Heute ist er bei einem großen Label verantwortlich für Business Intelligence, der Umwandlung großer Datenmengen aus dem Netz in für das Label relevante Insights.
Ryan‘s berufliche Motivation ist es, Daten zum Zentrum einer neuen Ära des Musikmarketings zu erheben, in der „faire“ Algorithmen entscheiden, welche Künstler*innen Bekanntheit erlangen.

Quelle: https://mostwantedmusic2017.sched.com/speaker/ryan_rauscher.j8wrv1j8

Es wird etwas konkreter, aber auch komplizierter. Der PRO MUSIK VERBAND hat ein Team zusammengestellt und in eine wissenschaftliche Datenanalyse investiert. Zusammen mit Ryan Rauscher wurde ein Modell entworfen, welches dazu führen könnte, dass die Verteilungen innerhalb der Streaming „Maschine“ besser und gerechter werden könnte.

https://paymentoptiontransparency.de/


Paul Firth, Director Amazon Music hat 2021 bei einer Anhörung im britischen Parlament folgendes gesagt:


"Ich denke, es ist jetzt an der Zeit, dass die britische Industrie zusammenkommt und offen modelliert und analysiert, wie andere Vertriebsmodelle aussehen könnten, und Amazon wäre bereit und sehr daran interessiert, sich daran zu beteiligen. Es ist an der Zeit, dass wir uns ansehen, wie andere Modelle funktionieren könnten. Einige dieser anderen Modelle sind nicht nur die zentrale Lizenzierung, von der Sie sprachen. Vielleicht sollten wir uns auch das Modell des Künstlerwachstums ansehen, das auf dem von der Association of Independent Music vorgeschlagenen Ansatz der progressiven Staffelung beruht. Sie müssen modelliert werden. Wir müssen solche Entscheidungen auf der Grundlage von Daten treffen, und wir müssen sehen, welche Auswirkungen die massenhafte Anwendung dieses Modells auf die gesamte britische Industrie haben könnte. Wir wären sehr daran interessiert, dass eine solche Modellierung stattfindet.

Quelle: https://committees.parliament.uk/oralevidence/1747/html/


Spotify in der Kritik

Die ARD Dokumentation „Dirty little secrets hat mich wieder mal zum Nachdenken gebracht. Warum sich renommierte deutsche Künstler/innen an einen Tisch setzen und mit ihren Streaming-Einnahmen mit Fake Accounts und „Geister Musik“ konkurrieren müssen. Ein weiteres Phänomen, welches mich als Musiker dazu bringt, Musik zu komponieren, die den Algorithmen entspricht. Die Programmierung von Streaming-Plattformen verändert unsere Art zu schreiben und zu komponieren.

Jeder hütet ein Geheimnis. Manche dürfen geheim bleiben. Andere gehen uns alle an. "Dirty Little Secrets” blickt in drei Folgen hinter die Kulissen der glitzernden Musikwelt und erzählt von Deals und schmutzigen Tricks der Mächtigen.

Ich mache Geistermusik…

Für mich als Singer-Songwriter macht Songs-Schreiben keinen Sinn mehr. Deshalb habe ich auch erst mal damit aufgehört. Ich werde jetzt vielleicht anfangen, Entspannungs-Gitarren-Tracks zu komponieren, einen künstlichen Helden oder Musiker/in erfinden und dann 5-10 Songs in der Woche „liefern“. Damit werde ich in Zukunft die große „Maschine“ füttern, denn dort hilft mir auch Spotify, indem ich hoffentlich in eine Playlist aufgenommen werde. Wenn das unsere Welt sein soll, dann soll es so sein. Der Hörerin oder dem User kann man vielleicht keinen Vorwurf machen, und trotzdem ist es wichtig, dass wir alle verstehen, wie dieses System GENAU funktioniert. Und da es so komplex ist, steigen die meisten sofort wieder aus. Man kann es nicht verstehen, das können nur noch Wissenschaftler/innen und selbst diese erkennen langsam immer mehr, dass sich unsere Musikkultur vielleicht langsam in eine seltsame Richtung entwickelt.

Spotify und das Geschäft mit "Geistermusik", Tagesschau.de
Quelle: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/musikstreaming-potify-bezahlmodell-100.html*

Streaming-Geld für "Geistermusiker" Tagesschau.de
Quelle: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/musikstreaming-potify-bezahlmodell-100.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE*




The Playlistification of Music, oder warum alles auf einmal gleich klingt

  • Der Aufstieg von Plattformen wie TikTok und Spotify-Playlists hat zu einer Homogenisierung und Vorhersehbarkeit der populären Musik geführt.

  • Streaming-Dienste bezahlen die Rechteinhaber/innen für alle Streams gleichermaßen, unabhängig von der Länge oder Qualität der Musik, was einen finanziellen Anreiz für kürzere und formelhaftere Songs schafft.

  • Die durch Streaming-Algorithmen und kuratierte Wiedergabelisten vorangetriebene Playlistifizierung von Musik ermutigt Künstler, Musik zu kreieren, die bestimmten Parametern entspricht, um ihre Bekanntheit zu maximieren.

  • Die Fülle an leicht zugänglicher Musik hat dazu geführt, dass sich die Verbraucher/innen auf Algorithmen verlassen, was zu einem Burnout durch sich wiederholende und identische Musikerlebnisse führt.

  • Künstler/innen stehen vor der Herausforderung, Musik zu kreieren, die Streaming-Plattformen und Algorithmen anspricht und gleichzeitig ihre künstlerische Integrität zu wahren, was oft zu einem Kompromiss beim kreativen Experimentieren führt.



Alternativen zu Spotify? Bandcamp oder Vinyl?

Ich will nicht rumheulen oder überdramatisieren, wir müssen mit der Zeit gehen und so, flexibel sein, das ist klar. Vielleicht sollte man wieder „analoger“ werden. Vielleicht Vinyl? Ist aber teuer. BANDCAMP ist eine gute Plattform, die Band „KNOWER“ als Beispiel hat jetzt entschlossen, dort ihre Musik zum Verkauf anzubieten. Mein Instrumental-Album „VLMR001“ gibt es auch dort. Zumindest eine Alternative, mit einem guten Konzept und einem guten Player fürs Handy.

Alternative Streaming-Anbieter.


Forgotify?

Forgotify, what is it? Interessantes Konzept. Musik, die kaum oder sehr selten gestreamt wird, soll hier zugänglich gemacht, werden. Vielleicht ein Feld, etwas Neues zu entdecken?



Resümee

Was lernen wir als Musiker/innen und Nutzer/innen nun daraus, und was kannst Du tun?

  • Du als Musiker/in kannst mit Deinem Label reden und darüber informieren, was PRO MUSIK mit dem alternativen Modell User-Centric Payment Systems (UCPS) bewirken könnte.

  • Du als Musiker/in ohne Label kannst Deinen Anbieter informieren oder Anbieter wählen, die dieses Modell als Alternative bieten werden, wenn es realisiert wurde.

  • Du als Musiker/in kannst Mitglied von PRO MUSIK werden, denn dadurch organisiert sich eine Branche, und man bekommt unter anderem eine starke Aufstellung in Zusammenarbeit mit der Politik und der Musikbranche.

  • Du als Nutzer/in machst einfach so weiter und genießt die Musik Deiner Lieblingsmusiker/innen. Vielleicht hast durch diesen Beitrag auch etwas gelernt, unter anderem darüber, was mit Deinem Monatsbeitrag passiert und wen Du damit bezahlst.

  • Du als Nutzer/in kannst von Deinen Lieblings Künstler/innen ein Produkt direkt auf der Webseite kaufen, vielleicht bietet die Künstlerin sogar direkt digitale Downloads an.

  • Es muss nicht immer Spotify sein, Monopole waren noch nie gut und es gibt auch andere Streaming-Anbieter. Zwar zahlt keiner genug beim Streaming, aber es wäre ein Anfang.

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